Fokus
Ein neues Netz entsteht
Die Änderungen, welche im Dezember 2020 umgesetzt wurden, gingen weit über den üblichen Fahrplanwechsel hinaus. Sie betrafen das Netz als Ganzes und waren sogar grösser als diejenigen, die Ende 2017 realisiert wurden. Es ist praktisch ein neues Netz entstanden. Natürlich nahmen die Vorbereitungen viel Zeit, Energie und Nerven in Anspruch. Aber der grosse Wechsel ist geglückt.
Der zweite Schritt
Die Basis für die Änderungen bildete der 2017 gefasste Angebotsbeschluss des Grossen Rates des Kantons Bern. Die zum Ende desselben Jahres eingeführten Massnahmen, bildeten den ersten, die 2020 in die Wege geleiteten Änderungen den zweiten Schritt.
- Die markantesten Neuerungen betrafen den Süden des Netzes. Die Linie 4 bedient in Nidau neu das Beundenquartier und zwar oberleitungslos mit Batterie-Trolleybussen. In Port wiederum ist die Linienführung stark vereinfacht worden und besser verständlich.
- Die legendäre Trolleybuslinie 3 erhielt eine Neuauflage, wenn auch mit ganz anderer Streckenführung: Nach einer Batterie-Runde im Möösliacker gehts zum Bahnhof Biel und von dort via Dufourstrasse und Bahnhof Mett ins Vorhölzli. Dies bot auch Gelegenheit für eine Neuorganisation des Angebots in Mett.
- Eine kleine aber wichtige Änderung betraf die Linie 1, die neu in beiden Richtungen über die Heilmannstrasse geführt wird. Die traditionsreichen Haltestellen «Bellevue» und «Juraplatz» entfielen. Auf Wunsch des Stadtrats wurde die Haltestelle «Mühlebrücke» neu in «Altstadt» umbenannt.
Um das Fahrpersonal für die Umstellung fit zu machen, wurden im November Schulungen durchgeführt, welche sämtliche Änderungen beinhalteten und ganz besonders die Themen «Netzkenntnisse» und «Oberleitungsloser Betrieb» behandelten.
Bauliche Massnahmen
Die grossen Umstellungen hatten auch eine ganze Reihe von baulichen Massnahmen zur Folge, welche mehrheitlich im Herbst ausgeführt wurden.
- In Nidau wurde der Wendeplatz der Endhaltestelle «Burgerallee» erstellt. Verantwortlich dafür war die Gemeinde Nidau. Im Beundenquartier, welches erstmals von Bussen bedient wird, entstanden mehrere Haltestellen.
- Auch am anderen Ende der Linie 4 gibt es Richtung Vorhölzli eine oberleitungslose Strecke; zudem eine neue Haltestelle «Flurweg». Die Linie 4 ersetzt, wenn auch in beide Richtungen über den Mettlenweg, die vorherige Linie 7.
- Die zusätzliche Fahrleitung in der Heilmannstrasse machte neue Masten erforderlich. Wegen einer Einsprache des «Bundesinventars der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung» (ISOS) mussten sie am Standort der alten erstellt werden, was das Projekt unerwartet verzögerte und verteuerte. Die strassenbaulichen Arbeiten lagen im Verantwortungsbereich der Stadt.
- Ein Abtausch der Endhaltestellen und die neuen Linienführungen der Trolleybuslinien machten auch am Orpundplatz das Stellen neuer Masten und einen Umbau der Fahrleitung nötig.
Hingegen konnte auch 2020 der Betrieb mit den Batteriebussen auf der Linie 9 nicht aufgenommen werden. Zwar wurde im August die Baubewilligung für die Ladestation in der Linde erteilt, aber danach warteten VB und ESB auf die Kreditfreigabe für die Anpassung der Strasse und der Haltestelle durch den Stadtrat.
Kommunikation gelungen
Öffentlich kommuniziert wurden die Änderungen mit flächendeckenden Printprodukten sowie online und natürlich in den Bussen selbst. Als besonders effizient erwies sich ein bereits zum zweiten Mal eingesetzter, so genannter Mantel: Die regional in grosser Auflage gestreute Gratiszeitung Biel-Bienne wurde mit einem im Look der Zeitung gestalteten Umschlag verschickt, welcher alle wichtigen Änderungen erklärte und natürlich auch den neuen Linienplan vorstellte.
Auch die Pressekonferenzen und Medienmitteilungen haben die gewünschte Wirkung erzielt. Die Berichterstattung in den lokalen Medien war durchs Band wohlwollend und positiv.
Erste Bilanz: erfreulich
Die Umstellung selber ist insgesamt problemlos geglückt, und das neue Netz schien sich in den ersten Tagen bestens zu bewähren. Auch wenn in Rechnung gestellt werden muss, dass nach wie vor viel weniger Verkehr herrscht und den Fahrplänen die eigentliche Bewährungsprobe noch bevorsteht, darf von einem grossen Erfolg gesprochen werden.
Auch beim Publikum scheinen die Änderungen gut angekommen zu sein. Jedenfalls hielten sich die Reklamationen im erwarteten Ausmass und konnten rasch beantwortet werden. Einige Leserbriefe in den lokalen Zeitungen waren sogar des Lobes voll.
Auch für den Kanton und die Gemeinden konnten mit dem neuen Netz gute Lösungen gefunden werden. Insgesamt hat der öffentliche Verkehr in unserer Region einen bedeutenden Schritt getan.
Besonders erfreulich ist aber, dass die angestrebten Verbesserungen für das Fahrpersonal Wirkung zeigen. Insbesondere das Verhältnis zwischen Fahr- und Wendezeiten hat sich zugunsten der Wendezeiten verschoben. Die ersten Rückmeldungen von Fahrerinnen und Fahrer waren denn auch sehr positiv.
Learnings
Bei einer derart grossen Umstellung ist nicht erstaunlich, dass es auch einige Schwierigkeiten gab. So etwa mit dem Ladestand der Busse auf Linie 4, bei der das Ein- und Ausruten an anderer Stelle erfolgt als ursprünglich vorgesehen. Und weil zudem die Wendezeit im Vorhölzli kürzer ausfiel als geplant, sind die Busse insgesamt weniger lange an der Leitung, was zu geringeren Ladeständen führt.
Auch gab es einige Probleme mit den Echtzeitinfos an den Haltestellen wie auch in den Bussen selbst; das Ausmass der entsprechenden Vorkehrungen war von einem Lieferanten offenbar unterschätzt worden. Zum Glück hat man das Problem kommen sehen und dank einem Grosseinsatz in der Betriebsplanung weitgehend auffangen können. So oder so stellt das Gelingen der Umstellung auch der Zusammenarbeit der Abteilungen «Betrieb» und «Markt & Planung» ein erfreuliches Zeugnis aus. Die Schwierigkeiten rund um die Echtzeitdaten betrafen auch die Website und die VB-App. Hier waren vor allem die vielen Schnittstellen ein Problem, so dass die Daten am ersten Tag zunächst nicht zur Verfügung standen. Immerhin konnten die Programme innert Stunden zum Laufen gebracht werden.